Die Zukunft der Elektro- und Hybridfahrzeuge – wer hat die Nase vorne? Teil I

Konventionelle Automobilhersteller wurden zu Sklaven ihrer Kunden

Hätte man vor 10 Jahren einen grossen Autohersteller nach der Zukunft der Autoindustrie gefragt, wäre seine Antwort klar gewesen: “Automatisiertes Fahren und Elektroantrieb.” PKW Pionier Tesla nahm die Idee auf. Doch die Konsumenten forderten von der Industrie billigere, bessere und schnellere Autos, ausgerüstet mit digitaler Technologie für viel Krimskrams. Und die Autoindustrie liess ihre Visionen vorerst in den Schubladen, um den Kunden ihre Wünsche zu erfüllen. Bis die Politik ihre Vorgaben durchsetzte und die Fahrzeugindustrie in die Grenzen wies. Bereits vorgängig – vom klassischen Autofahrer unbemerkt – entwickelte und bot Tesla das erste markttaugliche Auto an. Für den Durchschnittsverdiener leider unerschwinglich. Denn jedermann erwartete, dass Tesla massentaugliche Elektrofahrzeuge mit einer Ladung eine Reichweite von 300 km für rund EUR 30,000 anbieten würde. Falsch gehofft. Tesla-Fahrzeuge ist und bleiben für die Meisten unerschwinglich.

Europäische Automobilhersteller unter Entwicklungs- und steigendem Zeitdruck

Während Japaner und Amerikaner ihre globalen Marktanteile ausweiten, holen hiesige Autohersteller ihren Rückstand grossem Druck durch die Politik auf.

Bereits 2008 debütierte Tesla Motors mit seinem Tesla Roadster. Vorerst riskierte General Motors die Investitionen ins Neuland “alternative Autoantrieb” und kam 2011 mit seinem “Chevrolet Volt” auf dem Markt. Mit mässigem Erfolg. Es folgte der verbesserte Chevrolet Bolt mit einem Verkaufspreis von USD 29.995 mit einer Reichweite von knapp 335 km pro Elektroladung. Europäische Hersteller arbeiten mit Hochdruck daran, den Rückstand aufzuholen und holen dank ihren vollen Kassen in der Tat schnell auf:

  • BMW erhöht sein Angebot mit seinem “BMWi”, welcher bereits seit 2017 angeboten wird. Daneben soll der MINI in den USA als e-Auto-Brand etabliert werden. Zusätzlich wollen die Bayern EUR 200 Mio. in ihr Kompetenzzentrum Batteriezelle investieren. Soeben gab BMW seine Pläne ihres “Sportwagens der Zukunft” bekannt. Mit dem BMW i8 Roadster und dem BMW i8Coupé wird der Autobauer mit den Plug-in-Hybrid-Modellen ab 2018 am Markt auftreten
  • Ford markiert sich als “erster grosser Hersteller von Elektroautos” in den USA. Begonnen mit seinem 2005 MY Escape Hybrid, dem ersten vollständigen Hybrid SUV. Es folgte der meistverkaufteste amerikanischen Plug-in Hybrid PKW in den USA mit der Fusion and C-MAX. Umsatzmässig belegt Ford den zweiten Platz bei den Elektrofahrzeugen. Bis 2020 soll Ford 13 Elektro- und Hybrid-Autos anbieten
  • GM bietet bereits 27 Modell unter dem Stichwort “Alternativ-Energie-Fahrzeuge” an und ist somit Marktführer in den USA. Sie werden unter der Marke Chevrolet, Buick, Cadillac und GMC angeboten. In 2018 kommen unter anderem die Modelle Buick Enclave, Buick Regal Sportback, Buick Regal TourX, GMC Terain, Chevrolet Traverse auf den Markt. Sämtliche diese Modelle werden die neueste Hybrid-Technik aufweisen. Die Kosten solcher Fahrzeuge mit Grundausstattungen bewegen sich dabei zwischen USD 24,990 (für den eleganten und schnittigen Regal Sportback) und USD 39,995 für den luxuriösen Buick-Envlave SUV.

Die Preise amerikanischer Hybrid-Mittelklassewagen mit Grundausstattungen bewegen sich unter USD 25,000.  Offensichtlich beginnt sich der Preiskampf im Massenbereich wegen immer grösser werdenden Konkurrenz auszuwirken. Die Hersteller werden die Preise dieses Segments weiterhin senken müssen, um ihre Kapazitätsauslastung zu gewährleisten. Knackpunkt der Technik bleibt die Ausweitung der Reichweite einer Batterieladung von e-Fahrzeugen.

Text: Radovan Milanovic
Bild: pixabay